Der Tag, an dem die Nazis den Beginn des Autobahnbaus zelebrieren, beginnt mit der Entlassung von 720 für den Autobahnbau rekrutierter Arbeiter aus der "Obhut" des Arbeitsamtes in Frankfurt.
Anschließend marschieren die Arbeiter zu der mit Hakenkreuzfahnen und einem riesigen Transparent „Arbeit und Friede!“ dekorierten Frankfurter Börse. Unter diesem Motto „Arbeit und Friede“ findet am gleichen Tag der Parteitag des NSDAP-Gaus Hessen-Nassau statt. Vor der Börse warten Spaten in Reih und Glied.
Todt, seit 5tem Juli 1933 Generalinspekteur für das Deutsche Straßenwesen, also oberster Autobahnnazi und von Hitler selbst als ein „Fanatiker“ bezeichnet, hält eine Rede: „Kameraden, soeben kommt ihr vom Arbeitsamt. Es ist der Wille unseres Führers, dass Ihr diese Stätte nicht mehr betretet. Wir gehen nicht mehr Stempeln, sondern wir bauen Straßen. Der Führer kommt, um Euch wieder zu ehrlich schaffenden deutschen Arbeitern zu machen. Durch dieses Werk werden in Zukunft 300 000 Arbeiter Lohn, Brot und Arbeit erhalten. Wir sind stolz auf die Tatkraft und die Leistung unseres Führers, und so wollen wir dem Führer treue Gefolgschaft leisten für alle Zeiten.“
Es erfolgte die feierliche Ausgabe der Arbeitsgeräte, dann marschierten die Arbeiter - die Spaten wie Gewehre geschultert - durch das Bahnhofsviertel zum Ort des ersten Spatenstichs.
Um 10.15 Uhr landet Hitler auf dem Flughafen am Rebstock und fährt mit dem PKW (Hitler fuhr natürlich Mercedes) zu einem Platz am Südende der heutigen Europabrücke. Entlang der Strecke stehen sämtliche SS- und SA-EInheiten Frankfurts und 30000 Schulkinder Spalier. In der Schulchronik einer Schwanheimer Schule heißt es: „Eine unvergeßliche Erinnerung wird den Kindern das persönliche Erscheinen des Führers am 23. September zum ersten Spatenstich der Reichsautobahnen bleiben, bei dem die Schüler Spalier bildeten und den Führer aus nächster Nähe sehen konnten.“ In einer anderen Schule wird in der Schulkonferenz am 30. August 1933 protokolliert: Der Herr Reichskanzler wird am 23. September in Frankfurt weilen und den ersten Spatenstich zur Eröffnung der Arbeiten an der großen Autostraße vornehmen. Die Schüler der oberen Klassen sollen an diesem Tage Spalier bilden und am großen Fackelzug der Frankfurter Schulen teilnehmen.“
Auf der Baustelle steht Hitler, wie ein Foto von diesem Tag zeigt, ersteinmal mit gelangweiltem, sogar angewidertem Gesichtsausdruck herum. Dann hält er eine Rede: „So bitte ich Sie denn: Gehen Sie jetzt zur Arbeit. Der Bau muss heute beginnen. Das Werk nehme seinen Anfang. Und ehe wieder Jahre vergehen soll ein Riesenwerk zeugen von unserem Dienst, unserem Fleiß, unserer Fähigkeit und unserer Entschlusskraft. Deutsche Arbeiter an das Werk!“
Fotz Todt beschreibt die folgende Szene später in einem Cigaretten-Bilderalbum so: „Unter dem Jubel der Arbeiter ergriff der Führer seinen Spaten und trat an die Baugleise. Ein Rollwagenzug rollte heran, mit großen, hoch aufgefüllten 2-Kubikmeter-Wagen. Mit schwerem Schlag kippten die Wagen den Boden aus. Handfest fuhr der Spaten des Führers in die schweren Erdbrocken. Das war kein symbolischer Spatenstich, das war richtige Erdarbeit. So schippte der Führer mit den Arbeitern, bis der Erdhaufen ordnungsgemäß verarbeitet war und auch von seiner Stirn die ersten Schweißtropfen auf die Erde fielen.“
Wir gehen jetzt die Stelle suchen, an der der erste Spatenstich stattgefunden hat - das Denkmal, das man dort errichtet hat, werden wir wohl nicht mehr finden.